Mittwoch, 7. März 2007

Der Weihnachtsbrief -Jahresübersicht 2006

Liebe Freunde!

Wenn es so weiter geht, beende ich mein Weihnachtsbrief erst im Frühling - Märzmonat ist da und Weihnachten sind längst vorbei, es ist fast zu spät, euch Frohes Neues zu wünschen und für das "alte" 2006 zu danken! Ich dachte, ich könnte gar nicht mehr in einem Jahr machen, als im Jahr 2005, aber alles scheint möglich zu sein!

Das Reisejahr 2006 fing mit einem Überraschungsbesuch nach Bretagne in Frankreich an. Dort besuchte ich u.a. Abenteuerwälder, die Hafenstadt St. Malo und eine zu dem Tag nebelige Bergstadt Mt. St. Michel. Direkt nach meiner Ankunft in Island, fing dann mein letztes Semester im Studium der Mathematik und Deutsch an der Universität Islands an. Ich war aber nicht lange im Lande, denn im Februar flog ich mit Alma und Jónas zusammen zu dem Teil Lapplands, der im nördersten Teil Finnlands liegt. Es erwartete uns eine richtige Winterparadies, wo wir an unterschiedlichen Winteraktivitäten teilnahmen: u.a. Tandem-Ski, Orangen-Schnee-Golf und Schlittenbau! Auf dem Rückweg konnte ich bei meiner Kusine Lára in Uppsala in Schweden übernachten. Sie hatte dann dort eben ihr Erasmus-Austauschsemester angefangen.


Die Lappland-Reise war natürlich mit dem Nordischen Verein verbunden und mit diesem Nordklubb haben wir noch viel gemacht - sind Schlittschuh gelaufen, haben Filmabende veranstaltet, die nordischen Länder hier in Island präsentiert und viel mehr. An der Uni flog die Zeit mit großem Seminarprojekt über Partitionszahlen und Kurse der Topologie und Gewöhnclicher Differentialgleichungen brauchten auch viel Zeit und Energie. Eines Tages saß ich sogar alleine in der Vorlesung für Differentialgleichungen und wir waren nicht viele, die es zum Ende schafften, aber mit meinem Lernkamerad Andreas klappte es alles.

Im März fand ein Blockflötenfestival in Hafnarfjörður statt (ein Vorort in der Nähe von Reykjavík) mit verschiedene Ensembles, Workshops und Vorträgen. Zum Schluss spielten alle "Auf einem persischem Markt" zusammen und ich habe nie so viele Blockflöten in einem Konzert gehört! Sonst hatte ich leider nicht so viel Zeit für meine Blockflöten und die Musikschule in diesem Jahr. Oder doch, ein bisschen Zeit hatte ich für die Harmonik (im letzten Jahr habe ich das Akkordentheorie genannt, da ich nicht den deutschen Begriff dafür kannte).

Wie im Herbst 2005 habe ich Übungsstunden an der Uni unterrichtet und diesmal ging es um Matlab-Unterricht mit Vorlesungen der Numerik verbunden. Wir waren zwei, die diese Übungsstunden geleitet haben, den Studenten beim Programmieren geholfen und himmelhohe Haufen von Reporte korrigiert. Ich mag es sehr zu unterrichten und überlege es, mich pädagogisch auszubilden nach dem Abschluss des Diploms. In Island könnte ich sogar wahrscheinlich auch Deutsch im Gymnasium unterrichten.

Kurz vor Ostern kam ein Brief darüber, dass ich ein Stipendium vom DAAD erhalten hätte zum Studium der Angewandten Mathematik an der TU Bergakademie Freiberg in Sachsen. Darauf folgte viel Bürokratie, suche nach einem Wohnheimplatz und solches praktisches.


Zu Ostern besuchte ich Yoann in München - stieg in Kirchentürme hoch, radelte zum Flohmarkt und schwamm im Römischen Bad, aber musste mich vor allem auf die kommenden Prüfungen vorbereiten. Die Prüfungen kamen alle dicht aufeinander und ihr könnt glauben, dass ich froh war, wenn alles endlich vorbei war! Nach Abschluss der Prüfungen flogen wir, die im dritten Jahr Mathematik und Physik studiert hatten, nach Barcelona und wohnten dort zwei wochen im Studentenwohnheim. Von den unzählbaren Museen und Sehenswürdigkeiten, die wir besuchten muss ich u.a. dies nennen: das Aquarium, die Seilbahn über den Hafen bis zum Montjuïk, den Zoo, das Museum der Wissenschaft, das Miro Museum, Radtour zwischen den zahlreichen Gebäuden Gaudís, die Springbrunnen bei Montjuïk, den Park Güell und eine Dalí-Ausstellung, die in Barcelona nur einige Monate da war. Im Großen und Ganzen war die Reise ein richtiges "Kultursauferei" wie ihr lesen könnt!



Zurück in Reykjavík fing die Sommerarbeit im Hydrologischen Institut an - Reporte schreiben und Modellierung. Diesen Sommer war ich nur bei drei kurzen Reisen dabei - eine Sicherheitsübung, wo ich den Fluss Ölfusá hinunter floss, mich selbst und anderen rettete; die zweite, um meinen Kollegen vom Gletscherrand Vatnajökull in Jökulheimar abzuholen, damit er beim Forschen seine eigene Hochzeit nich verpassen würde und die dritte nach Ost-Island mit einem zweiten Kollegen zusammen. Dort habe ich u.a. versucht, den Lagarfljóts-Wurm zu fischen, was nicht glückte, aber wir bekamen ein sehr gutes Temperaturdurchschnitt und unsere Leistung deshalb gar nicht ohne Erfolg! Eines Tages wurde ich gebeten, ein bisschen beim Ausrechnen für die Bauer, die in der nähe vom Kárahnjúkar Wasserkraftwerk Land haben zu helfen. Es dauerte aber nicht lange bis diejenigen, die diesen Projekt leiteten weg waren bei Konferenzen, im Weiterstudium, in Ferien oder sowas hier und da rund um die Welt. Der Abgabetermin näherte sich und ich habe meine größte Aufgabe bisher angefangen, diesen Projekt zu beenden. Den letzten Monat könnte man sagen, ich habe im Institut gewohnt, Wochenenden, Abende, die ganze Zeit und nach der Abgabe war ich dann so kaputt, dass ich eine Grippe kriegte, ins Bett ging und einige Tage nur schlaf! Ohne Freunden, die mir Lunchpakete gebracht haben und ab und zu raus ausm Institut weggeschleift haben, um zu spielen, singen oder Fernsehen gucken wäre ich sicher halbverrückt worden!

Den ersten Teil des Jahres war Snæbjörn mit seiner Freundin auf einem abenteuerlichen Tour durch Süd-Amerika kreuz und quer sodass unser Blockflötenquintett wieder ein quartett wurde, wie im Herbst 2005. Wir trafen uns doch alle im Ende des Sommers, um unsere Blockflöten zu entölen und über die Abenteuer zu erfahren. Ich habe eine Musikschule in Freiberg gefunden, aber nach zwei erfolglosen Versuchen, mit den Mitarbeitern dort Kontakt aufzunehmen, gab ich auf und eigentlich habe ich auch kaum Zeit für ernstes Studium an der Musikschule, wenn es so weitergeht an der Uni - ich habe viel zu viel zu tun! Vielleicht wird es im nächsten Semester aber ein bisschen Kammermusik geben mit den anderen Mathestudenten und wir haben schon einige Stücke zum Spielen gefunden.

Ende Juni gab es Abschlussfeier an der Universität Islands. Ich ging mit meiner Mama dorthin und trug die Nationaltracht, die sie für mich und meine Schwester vor fast 5 Jahren genäht hat kurz vor meinem Abitur. Komisches Gefühl, dass es so weit her ist, seit ich meinem Gymnasium tschüß sagte! Líney Halla war in Potsdam beim Messen für Isländische Energieforschungen und Papa bei einer Konferenz im Ausland. Ich und Mama spazierten in der Sonne nach dem Fest zu meinen Großeltern und am Abend kam ich viel zu früh und ging viel zu spät weg (zumindest wenn man es mit den vorgegebenen Zeiten verglicht) zur Party bei meinem Cousin Billi und seiner (und meiner) Freundin Hlín, teilweise, da ich vergessen hatte, wann man kommen/gehen sollte, aber meist da es sooo eine tolle Party war.


Trotz viel Arbeit im Institut habe ich versucht ein bisschen beim Sommerplan für die Jugendlichen im Nordjobbzu helfen, die im Sommer von den nordischen Ländern nach Island kommen, um zu arbeiten. Ich war u.a. mit in Hveragerði ein Wochenende Zelten und versuchte später Isländisch mittels Theater-Sport und Singen zu unterrichten. Lára Rún kam nach Island im August, ein bisschen verwirrt beim Isländisch sprechen nach dem Schwedenaufenthalt. Bei einem schwedischen Nordjobb-Abend und RiverRafting-Tour mit den Nordjobb-Kids wurden dann natürlich für sie weder Isländisch noch Schwedisch ein Problem mehr. Líney Halla kam endlich von Potsdam wieder und wir waren mit der ganzen Familie in Borgarfjörður beim Trecken im himmlischen Wetter. Danach zog Lára richtung Norden zu Oma und Opa in Akureyri hin, aber ich, Líney und ihr Freund Siggi fuhren wieder nach Reykjavík zurück zu unseren Sommerjobs.

August und September flogen vorbei. Yoann kam auf Besuch und wir fuhren kurz nach Snæfellsnes und weiter in Borgarfjörður in West-Island bevor ich nach Helsinki flog zum Hauptstadttreffen der Nordischen Vereine. Dort machten ich und Alma den Durchschnittsalter etwa 20 Jahren niedriger, besuchten Vorträge über Demokratie in den nordischen Ländern und hatten auch Zeit, Helsinki zu erleben, ein Tagestour nach Tallin in Estland zu machen und mit den anderen Besucher des Treffen Suomenlinna (Sveaborg) und Porvoo (Borgå ) zu besichtigen.

Wieder in Island und doch nicht - es vergang nur etwa ein Tag bis ich mich wieder im Flugzeug befand und diesmal auf dem Weg nach Oslo in Norwegen mit Mitgliedern vom Nordklubb Verein. Dort wollten wir junge Leute treffen, die aus Dänemark, Schweden und Finnland kommen und an nordischer Zusammenarbeit teilnehmen, mit dem Ziel einen Nordklubb in Norwegen zu gründen. Wir haben norwegischen Studenten vieles angeboten, u.a. nordische Kurzfilme, Diskussionen und Workshops mit nordischer Musik, Tanz, Traditionen, Sitten und viel mehr. Das Wochenende war richtig toll und wir haben eine nette kleine Gruppe gefunden, die sich interessierte und ein Basis eines neues Nordklubb in Oslo bilden konnte - also hatten wir Erfolg.


Nach so viel Reisen war es Zeit sich ein bisschen zu entspannen. Ich flog nach Akureyri zu meinen Verwandten, wo der Herbst seine schönsten Seiten zeigte. Wir haben viele kleine Touren rundsherum Akureyri gemacht und ich war auch viel schwimmen und mit meinen Großeltern spazieren und Beere pflücken.


Da ich wieder nach Reykjavík kam, musste ich die Reise nach Deutschland zu Ende vorbereiten. Es war ziemlich schwierig, sich bei 20 kg Gepäck zu begrenzen! Am Abend vor meiner Abreise nach Berlin habe ich eine Party gegeben und viele Freunde kamen vorbei. In Berlin hatte ich ein bisschen Zeit, um im Waldsee zu schwimmen, in Nähe der Hackeschen Höfen zu bummeln und Herrn Monsieur Vuong mit Yoann zu besuchen bevor der Zug nach Freiberg fuhr.

In Freiberg fing ein Monat voller Bürokratie, neuer Leute, Orte, Sitten und Gebräuche, um kennenzulernen. Ich habe mit dem Arbeitskreis Ausländischer Studierende angefangen zu arbeiten, einen Studienplan gebaut und versucht den sächsischen Dialekt einiger Professoren zu verstehen. Jetzt geht das alles besser (ich verstehe zumindest nicht viel weniger als die Deutschen rundsherum in der Vorlesung) aber ich hoffe, dass mein Isländisch durch einen so langen Aufenthalt in Deutschland nicht zu viel beeinflusst wird!

Dieses erste Semester war ich wahrscheinlich bei ein bisschen zu vielen Kursen da - so wenn ich zurückblicke. Es gab eigentlich nicht so viel Zeit für was anderes als Studium, aber ich hatte doch ein bisschen Zeit Nürnberg und Dresden zu besuchen und habe mir Zeit gegeben viele Leute kennenzulernen. Zu Weihnachten fuhr ich mit dem Zug nach Bielefeld, um mein Onkel Haukur zu besuchen, seine Frau Angelika, und meine Kusinen Lára und Inga. Wir kamen alle drei eines Tages aus verschiedenen Richtungen her: Inga aus Paris, Lára aus Uppsala und ich aus Freiberg. Es war richtig toll sich wiederzusehen und natürlich hatten wir viel von unseren Auslandssemestern zu erzählen!

Wie immer ist dieser Brief viel länger geworden, als er am Anfang werden sollte, und doch gibt es sooo viel was nicht da steht. Mache hier am Besten Schluss und hoffentlich kann ich im nächsten Jahr den Brief vor dem 13. Januar abschicken! Meine besten Wünsche für ein tolles, frohes und friedliches Jahr 2007.

Eure,
Bjarnheiður