Donnerstag, 1. Oktober 2009

Der teuerste Klobesuch meines Lebens

Es war Anfang August. Nach einem gemütlichen Sonntagabend mit Hugi, Óli, Peter, Stefan, Heiðar, Líney&Siggi und M&P radelte ich mit dem Stefan zusammen zurück zur Guðrúnargata und wir fingen an, seinen Schreibtisch zusammenzubauen, sowie andere Sachen auszupacken, die wir früher am Nachmittag vom Reynimelur gefahren hatten. Später am Abend erwarteten wir Annika aus Freiberg, die spontan nach Island gereist ist, um kurz mit ihren Eltern ins Hochland wandern gehen zu können und dann ein paar Tage in Reykjavík uns zu besuchen.

Georg und Stefan gingen Annika am Busbahnhof empfangen und wir hatten ihr gerade das Wohnzimmer etwas gemütlich gemacht, wo ich kurz aufs Klo musste. Dann passierte es. Bissl dramatisch geschrieben vielleicht, aber der Schlüssel brach im Schloß genau wo ich rauswollte! Wie sollte ich bloß rauskommen? Nach einer Weile mit lauter Überlegungen habe ich Stefan zu meinem Handy ferngesteuert, um mein Papa anzurufen und mal sehen ob er nicht Werkzeug hätte. Das hat nicht geklappt. Als nächstes haben wir Siggi und Líney angerufen und zum Glück lagen sie noch nicht im Bett, obwohl es bald eins Uhr in der Nacht war.

"Hello, ähm, this is kind of an emergency..." fing Stefan an und danach machte ich das Telefonat weiter so gut wie ich konnte. Es ist komisch durch ein Schüsselloch zu telefonieren - das kann ich wirklich nicht empfehlen. Während Líney und Siggi das Werkzeug sammelten (wer hat denn die Sechssternschraube erfunden? War das wirklich nötig?...) habe ich nach möglichen Rausbrechsachen in allen Schränken im Badezimmer gesucht, aber leider habe ich wenig gefunden: bloß eine kleine Schäre und solche winzigen Eisenwaren, die nicht zum Schraubenziehen funktionieren. Siggi hat während dessen einen feinen Schraubenzieher gefunden und hat sowohl die Schrauben (auf der einen Seite) loose machen als auch das kleine Schlüsselabbruchsdings raus ausm Schloss durchdringen können.

Was konnten wir als nächstes tun? Wir hatten kein Leiter, das lang genug wäre, um den zweiten Stock zu erreichen und außerdem ist das Fenster so supersehreng, dass es wohl kaum möglich wäre da rauszukommen. Dann habe ich eine Idee bekommen. Zahnseide! Ich habe das eine Ende der Zahnseiderolle raus ausm Fenster fallen lassen und unten im Garten hat Líney eine Tüte mit dem Schraubenzieher und Stefans Zimmerschlüssel (im Falle dieser auch zum Badezimmer passen würde) an das Ende gebunden. Somit konnte ich dies alles hoch zum Fenster fischen. Los gings mit Schraubenziehen und Schlüssel ausprobieren. Schade. Der Schlüssel zur Stefans Zimmertür zeigte sich genau ein Spiegelbild von dem des Kloschlüssels zu sein und daher keine Hoffnung, dass dieser uns helfen könnte. Das mit dem Schraubenziehen hat uns auch nichts weiter geholfen, da die Türbänder weiter fest blieben und somit die Tür im Türfalz fest.

Auf der anderen Seite ging es jetzt mit Bügel-Experimenten los. Einige mussten schon dringend aufs Klo und wollten daher gerne rein. Der Bügel blieb eine Weile im Schloss fest hängen und auch wenn ich diese Situation noch sehr lustig absurd und surrealisch fand, dann stand die Badewanne doch nicht gerade als erste Wahl auf meiner Wunschliste der möglichen Betten für die Nacht. Wir haben uns daher beschlossen, einen Schlüsseldienst anzurufen. Kurz bevor der Schlüsseldienstmann erschienen ist hat Siggi es geschafft, den Bügel aus dem Schloss raus zu kriegen. Es dauerte keine Sekunde für den Mann, die Tür zu öffnen und das ganze wurde zum teuersten Klobesuch meines Lebens.