Sonntag, 12. Februar 2023

Frohes 2023

Frohes neues Jahr, liebe Freunde und Familie nah und fern!

2022 war etwas anders. Wenn ich zurückdenke, kommt es mir so vor, als ob wäre es viel länger als ein Jahr gewesen. Einerseits, weil ich nach fast viel Arbeit in den letzten 6 Jahren so verwirrt, müde und gestresst geworden war, und andererseits, weil ich so viel Neues gesehen und erlebt habe – verschiedenes Interessantes, Seltsames, Schwieriges, Herausforderndes, Müheloses, Lustiges – bin gereist, habe viele Freunde und Kollegen nach langer Zeit wieder besuchen können. Zum Beispiel, hat es mich extrem gefreut nach 21 Jahren (!) meine Freundinnen in Argentinien wieder zu sehen und dabei sofort das Gefühl zu haben, wir hätten uns erst gestern getroffen.

Wie gewohnt folgt unten ein Jahresüberblick für diejenigen, die Zeit und Lust zum Lesen haben.

Alles Gute für das neue Jahr 2023.

Viele Grüße, wir sehen uns und/oder hören von einander :-)


Die erste Hälfte des Jahres bin ich fleißig bei der Arbeit gewesen, obwohl ich nur zu 60 % als Lehrbeauftragte an der Universität von Island beschäftigt war. Ich fühlte mich müde nach meiner Doktorverteidigung, und obendrein, kurz nachdem die Reisebeschränkungen in Island im Februar aufgehoben wurden, erkrankte ich an Covid und war eine Woche lang krank. Die durch das Virus verursachte Müdigkeit und der Gehirnnebel hielten fünf Wochen an. Unter Anderem nahm ich zum letzten Mal an der Organisation des isländischen Mathematikwettbewerbs für Sekundarschüler teil (ich war seit 10 Jahren dabei), unterrichtete einen Kurs über GeoGebra für angehende und bereits-im-Berufsleben Lehrkräfte, unterstützte weiterhin ein lokales Weiterbildungsprojekt zum Einsatz von Technologie im Mathematikunterricht, betreute das Abschlussprojekt von einem B.Ed.-Studenten in Matehmatikdidaktik und unterrichtete einen Kurs für angehende Sekundarschullehrer  der Naturwissenschaften und Mathematik. Nebenbei arbeitete ich an dem europäischen Kooperationsprojekt <colette/>, das während der Pandemie gestartet wurde und seit 2020 ausschließlich in Online-Meetings rollte. Im Frühjahr 2022 gelang es uns endlich, uns in Lyon, Frankreich, zu treffen. Trotz allem was wir über das Internet erreichen konnten, ware es dennoch stark zu spüren, wie notwendig es war, sich an einem Ort zu treffen, Missverständnisse auszuräumen, Synergien zu spüren und das Projekt zum Laufen zu bringen.

Meine Oma Eyja ist im Frühjahr 2022 verstorben, kurz bevor sie 95 Jahre alt geworden wäre. Es war ein fester Punkt, jede Woche bei ihr zu Hause vorbeizuschauen, um über allerlei Sachen zu reden. Sie hat mich immer unterstützt und wäre ohne Zweifel selbst eine große Naturwissenschaftlerin geworden, wenn es die damaligen Umstände erlaubt hätten. Damals gab es kein Geld für die Schule – was viele vielleicht verbittert oder gekränkt hätte können, aber Oma Eyja war immerhin ganz zufrieden mit dem Leben. Sie hat schon immer viel gelesen un sowohl Pflanzen und Tiere, als auch Felsen und Wetter selbst studiert. Ich fühle mich sehr als ein Glückskind, dass ich (während sie lebten) mit meinen Großeltern relativ viel Zeit verbringen konnte - bei ihnen habe ich viel gelernt, u.A. zu schwimmen und Fahrrad zu fahren, Pilze und Beeren zu sammeln, den Strand und die Berge zu erkunden, Lebensmittel und Dinge anzubauen und damit umzugehen (sehr nachhaltig und umweltfreundlich ), und obwohl sie alle vier nicht mehr da sind, fühlt es sich oft noch so an, als wären sie da.

Wie es die Fotos des Jahres deutlich machen, bin ich in diesem Jahr ziemlich viel gereist – auf den Vestmanna-Inseln im Süden Islands, in einem Bungalow in Svignaskarð (West-Island) mit Shâdi und seinen Freunden, Ski gefahren in Bláfjöll und auf Bláfell, hatte Besuch aus Mexico (das fühlt sich wie eine Reise an), habe Shâdis Familie in Belgien kennengelernt, im Europaprojekt in Lyon in Frankreich und Linz in Österreich gearbeitet, ein Wochenende bei meiner Cousine Lára und ihrer Familie in Tirol verbracht und auch meine eine Freundin Lára besucht, die in der nächsten Stadt wohnt, habe es geschafft ein paar Kletterreisen nach Hnappavellir in Südost-Island zu machen, Verwandte und Freunde in Akureyri besucht, mit einer Gruppe von Kletterfreunden von Núpsstaðaskógur nach Skaftafell (Südost-Island) gewandert, bei Nacht zum Vulkan gewandert, und schließlich habe ich meine Wohnung vermietet und bin auf eine Reise durch Deutschland, Finnland, Italien, Holland, Argentinien, Chile und Uruguay gegangen.

Diese lange Reise war möglich, weil ich mich in der zweiten Jahreshälfte für eine Arbeitspause entschieden habe (ich weiß, dass ich viel Privileg habe, sowas machen zu können) und nicht offiziell als erwerbstätig gemeldet war, obwohl ich eigentlich ein bisschen weitergearbeitet habe (einige Projekte ab und an). Mein Plan war, mich auszuruhen, Freunde und Familie zu besuchen und die Gelegenheit zu nutzen, weit in den Süden zu reisen, an jedem Ort viel Zeit zu verbringen und ausgeruht zurückzukommen. Leider hat das Verlangsamen und Ausruhen nicht ganz geklappt. Ich muss einsehen, dass es einfach Zeit braucht, um von einem Promotionsprojekt sich runter zu bringen. Aber es hat sicher geholfen, den Versuch zu machen und ich bin sehr dankbar für meine Freunde und Familie, die ich geschafft habe zu treffen, für die Zeit, die wir zusammengebracht haben.

Die lange Reise fing in Deutschland an, mit einer abenteuerlichen Zugfahrt zur Hochzeit von Yoann und Nora. Es war so schön, Yoanns Familie und Freunde wiederzusehen und Noras Familie und Freunde kennenzulernen, mit ihnen allen zu tanzen und zu lachen. Von dort ging es weiter zu Schubi und Julia in Berlin. Da bin ich durch Berlin und Brandenburg gereist (das 9-Euro-Ticket wurde gut genutzt, damit konnte ich den ganzen August mit Regionalbahn und öffentlichen Verkehrsmittel reisen), um meine Kollegen von der Humboldt-Universität zu treffen, Freunde von hier und da wiederzusehen, mein Onkel Haukur und Cousine Inga und ihre Familie zu besuchen. Nach Berlin bin ich mit dem Zug zu Julia und Jens und Cindy nach Leipzig gereist. Dort habe ihc mich beim Radeln, Klettern, Yoga und Schwimmen ausgeruht (wir waren u.A. am Cospudener See). Die Zugfahrt ging weiter nach Oberschöna, wo ich an der Einschulungfeier von der älteren Tochter von Maria und Moritz teilnehmen durfte (solche Feiern sind in Ostdeutschland ziemlich groß, die ganze Familie trifft sich, um gutes Essen zu genießen, zu singen, und frohsein) und unerwartet stellte sich heraus, dass die gute alte Geologenbande aus Freiberg in der Nähe war (weitere Schulanfängerfeiern), sodass wir uns am Waldbad treffen konnten, um im Waldsee zu schwimmen und mit den Kindern zu spielen. Letztendlich verbrachte ich zwei schöne Sommertage mit Pit und Anita und ihren Kindern in Dresden, bevor es weiter nach München ging.

In München habe ich ein WG-Zimmer für einen Monat untervermietet, mit richtig netten Mitbewohnerinnen. Es hat etwas länger als geplant gedauert bis ich Kletterpartnern finden konnte (meiner Erfahrung nach ist es in München ungewöhnlich schwierig, Leute kennenzulernen) und daher habe ich viel Zeit damit verbracht an der Übersetzung des Buches Building Thinking Classrooms zu arbeiten. Ich hatte außerdem Zeit für viele kleine Reisen eingeplant, um Freunde zu besuchen, aber am Ende habe ich weniger solche Reisen durchgeführt als geplant, weil ich gegen Ende meines Aufenthalts so erkältet wurde (Grippe...). Allerdings habe ich es geschafft, Simon und Matthias an der Frankfurter Goethe-Universität zu besuchen, um einen Workshop zu meinen stillen Videoaufgaben zu geben (was zufällig mit dem Geburtstag meines Freundes Karsten zusammenfiel, der in der Nähe von Frankfurt lebt, also habe ich ihn spontan besucht). Außerdem habe ich Pélagie und ihre Familie in Karlsruhe besucht und es sehr genossen, in ihrem Gemüsegarten zu arbeiten (ich weiß nicht, wie es euch geht, aber sehr wenige Dinge entspannen mich mehr wie Unkraut zu jäten). Die gefährlichste Reise des Jahres war wohl, als ich eine Mitfahrgelegenheit gefunden habe, um in den Norden zu fahren und dort mit Yoann und Bilge in der Sächsischen Schweiz zu wandern – der Fahrer ist super gefährlich gefahren und ich verstehe immer noch nicht, wie wir es geschafft haben, auf der Straße zu bleiben und Unfälle zu vermeiden.

Von Deutschland aus machte ich mich auf den Weg nach Helsinki in Finnland, um bei der Nordic-Baltic GeoGebra Conference, einen Hauptvortrag, zwei Kurzvorträge und einen Workshop zu geben. Es hat mir besonders viel Spaß gemacht, dort mein Promotionsprojekt vorzustellen, weil die Idee hinter dem Projekt damals in 2013/14 von den Lehrenden und Forschenden, die an dieser Konferenz teilnehmen, angefangen hat. Außerdem war das Wetter an diesem ersten Oktoberwochenende in Helsinki außergewöhnlich schön. Meine nächste Station war Mailand, wo ich mich wieder mit meiner Mathelehrerfreundin Giulia traf und ihren Mann und ihre Katzen kennenlernte. Sie gaben mir die besten Tipps zu Museen und Sehenswürdigkeiten gegeben, schickten mich auf einen Tagesausflug nach Venedig (tolle Idee!), und Giulia und ich besuchten auch Ornella und ihre Schüler in Turin, wo ich wieder mein Promotionsprojekt vorstellen durfte. Von Mailand reiste ich mit dem Zug nach Finale Ligure, einem netten kleinen Dorf am Mittelmeer mit vielen Kletterfelsen in der näheren Umgebung. Zwei Wochen lang kletterten Ketill, Peter, Chris, Bea und ich in der Gegend und zwischen den Kletterabenteuern besuchten Ketill und ich auch die Cinque Terre, die farbenfrohen Dörfer, die zum UNESCO-Weltkulturerbe gehören.

Die längste Etappe meiner Reise war Amsterdam-Buenos Aires. In Amsterdam habe ich meine Mathe-Freundin Halldóra und ihre Familie (Brettspiele spielen und bei einer Tasse Tee Zeit verbringen und quatschen) besucht, und dann begleitete mich Bergur zu einer vierwöchigen Reise durch Süd-Patagonien. Von Buenos Aires ging es weiter Richtung Süden nach El Calafate, wo wir einen Bus nach El Chaltén genommen haben und dort eine Woche zum Wandern verbracht. Drei verschiedene Tagestoure haben uns die atemräubend schönen Berge gezeigt, wo Kondoren majestätisch über den Gipfeln geflogen sind, und dazu kam noch eine dreitägige Wanderung – mit einem beängstigenden Geröllhang und einer Gletscherfluss überquerung – um das südliche patagonische Eisfeld zu erkunden. Von dort sind wir mit dem Bus (die Busse waren super, die Sitze lassen sich bequem zum Schlafen verstellen) über die Grenze nach Puerto Natales in Chile gefahren. In der Nähe, im Nationalpark Torres del Paine, machten wir eine neuntägige Rucksacktour namens O-Trail, genossen einen anderen Blick auf das südpatagonische Eisfeld, hörten und begegneten vielen Vogelarten (einschließlich des Vogels, der die Notglocke inspirierte, nehme ich an) und haben allerlei Wetter erlebt, von Schneestürmen bis zu sonnigen Tagen. Nach der langen Wanderung besuchten wir Königspinguine im Pingüino-Rey-Nationalpark, fuhren nach Ushuaia (mussten immer wieder aufpassen, weil Guanaco und ñandú die Straße überquerten – genau wie die Schafe in Island), machten eine Bootstour, um Seelöwen und Magellan-Pinguine zu sehen, und dann fuhren wir zurück nach El Calafate, besuchten den Perito-Moreno-Nationalpark und sahen zu, wie der Gletscher vorwärts kroch und in eine Lagune kalbte. Der Klimawandel hat große Auswirkungen auf die Region - jetzt wird die Fähre über die Magellanstraße etwa einmal pro Woche gestrichen, während es vor 15 Jahren vielleicht einmal im Monat passierte - der Wind ist stärker geworden und die Windböen auch (sie sind bis zu 123 km/Std gewesen, während unserer Wanderung).

Um mich nach dem großen Patagonien-Abenteuer auszuruhen, habe ich meine GeoGebra-Freunde Ceci und Fabián in Uruguay besucht. Sie und ihre Familien zeigten mir das Beste, was Uruguay zu bieten hat – wunderschöne Strände und bewaldete Hügel, leckeres Essen und eine Mischung aus allen möglichen Baustilen. Ich empfehle es von Buenos Aires aus, über den Fluss Río de la Plata nach Uruguay mit dem Boot zu fahren. Genau wie in Argentinien und Chile ist es in Uruguay einfach, mit dem Bus herumzureisen, und man kann immer ein Fahrrad mieten, um so viel wie möglich von der Küste zu sehen. Meine letzten 24 Stunden in Buenos Aires habe ich mich über die Geschichte von Tango informiert und auch Bar und Nati, Freundinnen, mit denen meine Schwester und ich vor 21 Jahren durch Deutschland gereist sind, in einem wunderschönen alten Café endlich wieder gesehen.

Auf dem Heimweg durfte ich noch einmal bei Halldóra und Familie in Amsterdam übernachten – es war so schön, sie wiederzusehen und sich gleichzeitig von dem langen Flug zu erholen. In Amsterdam habe ich auch meine Freundin Titia besucht, die damals im Jahr 2001 mit Líney, Bar, Nati und weiteren Jugendlichen aus vielen Ländern durch Deutschland gereist ist. Es war ziemlich verrückt, 31°C in Buenos Aires zu verlassen, um -2°C in Amsterdam zu erleben und dann -10 °C in Island, aber Wollunterwäsche, eine Daunenjacke und die isländischen Schwimmbäder (insbesondere die Hotpots) haben die Anpassung erleichtert. Vor Weihnachten habe ich Nanna und Anna Helga und die Teilnehmern von Nannas Netzwerkprojekt Stelpur diffra! (Mädchen differenzieren!) getroffen, um mathematische Plätzschen zu backen und den Erfolg des Projekts zu feiern. Nanna führt das Projekt durch, Anna Helga betreut es (und ich durfte an diesem Teil teilnehmen) und es zielt darauf ab, Mädchen und nicht-binäre Schülerinnen, die sich für Mathematik interessieren, in einem Workshop zu vereinen und zu unterstützen, in dem sie unter anderem herausfordernde und tolle mathematischen Aufgaben lösen und sich mit weiblichen und nicht-binären MathematikerInnen treffen.

Müdigkeit und Stress beeinträchtigen den Schlaf (und alle möglichen anderen Dinge). Um trotz des Stresses einzuschlafen, hat mir am besten Bewegung (Sport), Freunde treffen und Bücher lesen geholfen. Wie man sehen kann, habe ich mich das ganze Jahr über mit vielen Freunden und meiner Familie getroffen und nachdem ich mich von einem gebrochenen Rist erholt hatte, konnte ich auch wieder Fahrrad fahren, wandern, schwimmen (wobei ich während der Heilung tatsächlich schwimmen durfte) und wie gewohnt klettern. Eigentlich hätte ich ein Lesetagebuch führen sollen, da ich im Laufe des Jahres so viele Bücher gelesen habe (und mich nicht mehr an alle erinnere) – dadurch, dass ich es mir zur Gewohnheit gemacht habe fast jeden Abend zu lesen, um runterzukommen nach dem Tag. Um ein paar Bücher zu nennen, an die ich mich erinnere, dann gehören dazu Tschernobyl. Eine Chronik der Zukunft von Swetlana Alexijewitsch, Sexual Revolution von Laurie Penny und Mädchen, Frau etc. von Bernardine Evaristo (auch einige isländische Bücher, die noch nicht ins Deutsche oder Englische übersetzt wurden, u.A. von Eva Rún Snorradóttir und Sverrir Norland). Außerdem habe ich es geschafft wieder öfter ins Theater zu gehen - und möchte ein Stück empfehlen, falls es zufüllig bei euch in der Nähe aufgeführt wird von der Spindrift-Gruppe das Schauspielstück Them.

Während des Teils des Jahres wo ich auf Reisen war, habe ich mich auf eine Stelle beworben und an einem Online-Bewerbungsgespräch teilgenommen. Es ist gut gelaufen und das neue Jahr fängt mit einer neuen Stelle als Lektorin der Mathematik und Mathematikdidaktik in der Fakultät für Erziehungswissenschaft (50 % ) und der Fakultät für Ingenieur- und Naturwissenschaften (50 %) der Universität Island an. Verschiedene Kooperationsprojekte laufen weiter, das EU Projekt <colette/> soll dieses Jahr abgeschlossen werden und dann werden sicher Artikel und Berichte geschrieben. Möglicherweise fängt dieses Jahr auch ein nordisch-baltisches Projekt zur Lehrerbildung Mathematik an.

Zum Schluss noch eine kleine Geschichte aus dem Münchner Alltag:

Ich brauche ungefähr 45 Minuten, um zur Kletterhalle zu fahren. Es ist ein wunderschöner Herbsttag und ich kann nicht anders als einfach so vor mich hin zu lächeln. Ein Mann mit einem Hund schaut auf und lächelt zurück. Kurz darauf prallt mir die Kette vom Rad ab. Ich bin es gewohnt, die Kette von einem Mountainbike zu fixieren, aber dies ist ein Stadtrad und es gibt keine Möglichkeit, die Kette durch Bewegen des kleinen Rädchens wie bei einem Mountainbike wieder heranzubringen - hier wird alles auf die Spitze getrieben. Nach mehreren gescheiterten Versuchen, die mit Schmiere-schwarzen Händen resultieren, kommt der Mann mit dem Hund vorbei, hält an und zeigt mir, wie man mit einem Schlüssel das Fahrrad reparieren kann - und rettet somit den Tag. Wir lächeln uns wieder einander an und ich fahre weiter.

Fotos vom Jahr 2022.

Sonntag, 2. Januar 2022

Frohes 2022


Íslensk útgáfa hér // English version here // Fotos vom Jahr 2020 // Fotos vom Jahr 2021

Frohes Neues Jahr und vielen Dank für die guten alten Zeiten!

Wie gewohnt habe ich Anfang des Jahres 2021 versucht, einen Jahresbericht zu schreiben, aber er ist nie fertig geworden, weil Unterricht und Doktorarbeitschreiben alles andere überrollt hat.

Deshalb folgt unten ein doppelter Bericht für 2020 und 2021. Diejenigen von euch, die keine Zeit oder Lust auf sowas habt, könnt hier eine kurze Zusammenfassung lesen:

Das Jahr 2020 hat sich schnell aus einem geplanten Jahr der vielen Konferenzen in ein Epidemiejahr entwickelt.  Ich habe ohne schlechtes Gewissen (*husten*) den ganzen Sommer, sowie Weihnachten und Neujahr an meiner Doktorarbeit  durcharbeiten können (man durfte sowieso meist keine Leute treffen). Der Perfektionismus ist wieder im Unterricht im Winter 2020-2021 aufgetaucht und im Frühjahr hab ich eine Grippe bekommen (nicht Covid) sowie damals im Gymnasium oder an der Uni nach langer Prüfungszeit. Im Sommer 2021 war die Doktorarbeit endlich soweit fertig und abgegeben und Ende Juli wo der Urlaub anfangen sollte bin ich dann aber schlecht beim Klettern gestürzt, sodass ich mein Bein gebrochen habe und ohne das Klettern vier Monate lang durchhalten musste. Dessen trotz ist es mir gelungen ein paar Bälle in der Luft zu halten im Herbst 2021; etwa Unterricht an der Uni, Zusammenarbeit in einem EU-Projekt, ein Weiterbildungsprojekt für Schullehrer und der Höhepunkt die Doktorverteidigung im Oktober. Meine Geschwister haben natürlich recht gehabt wo sie danach gesagt haben, dass Urlaub eigentlich eine gute Idee sei, so allgemein, und ich habe ihnen endlich zugehört und ziele auf ein Urlaub ab Mitte 2022 bis Jahresende. Bis dahin geht der Unterricht an der Uni in Island weiter,  etwas Entwicklung und Design von computational thinking Aufgaben im EU Projekt, Übersetzung von einem Lehrbuch und dies und jenes anderes.

Ich hoffe, es geht euch gut und ihr bleibt gesund!

Viele Grüße und hoffentlich können wir uns wieder in diesem Jahr oder dem nächsten sehen :-)


Vom Jahr 2019 hab ich mich beim Tanzen im Yogazentrum beim Hausberg Esja verabschiedet. Das Jahr 2020 fing dann mit Freunden beim lecker Essen an und die Isländer haben wie immer ohne Ende Feuerwerk in die Luft geschossen. Eigentlich war vorgesehen, dass eine neue Regelung mit Beschränkung der Feuerwerknutzung in Kraft hätte treten sollen, aber leider bleibt es beim alten - Verschmutzung und Lautstärke so viel wie möglich (ich mag schon die Lichter, aber alles andere ist unschön daran).

Wie gewohnt bin ich nach Linz für ein Erasmus+ Aufenthalt Mitte Januar gereist. Dort habe ich intensiv in der Doktorandengruppe von Zsolt gearbeitet, habe eine Konferenz mitorganisiert, die GeoGebra-Leute getroffen und Abende und Wochenenden zum Klettern, Wandern und Skifahren genutzt. Der große Unterschied war, dass mein Doktorat-Bruder Diego aus Brasilien nicht mehr da war (er hatte schon verteidigt, hurra!) und dass mein Rad nicht mehr da war (wurde gestohlen, unglaublich, so alt und überhaupt wie es ausgesehen hat!) . Zum Glück konnte ich bei der Volkshilfe ein neues Rad finden und natürlich waren neue Doktoranden der Gruppe in Linz beigetreten sodass es genug zu tun war, sie alle kennenzulernen und ein Blick auf/in ihre Projekte zu werfen.

Als es anfing zu schneien, bin ich mit meinem Kletter- und Skitourkumpel Peter auf den  Lagelsberg (2014 m) unweit von Linz gestiegen. Leider ist der Schnee weggeschmolzen ehe Schubi und Julia zu Besuch in Linz angekommen sind, aber es war immerhin schön in Gmunden und toll beim Spieleabend und Kinobrunch, also alles gut. Es gibt so ein Kulturkomplex in der Innenstadt von Linz mit Bibliothek, Kinderkulturzentrum, Kunstmuseum, Restaurant, Kneipe, Kino und Sonntags Kino-Brunch. Sehr schön.

Auch wenn unten in Linz wenig Schnee lag, konnte man problemlos in die Berge auf Schneesuche reisen. An einem Wochenende bin ich mit Noah und Philipp, Lilly, Anna und Clemens nach Pinzgau in die Hoe Tauern Nationalpark gereist. So ein Paradies! Ich muss zugeben, dass ich etwas außer Atem und komplett KO die letzten der 1500 Höhemeter des Tages aufm Wildkarspitz (3073 m) gestiegen bin, aber nach bissl Ausatmen und Einatmen und Bergtee von Philipps Flasche ist die Energie wieder angekommen und die Pisten waren ein Traum bis wir etwas uns verirrt haben, rein in eine Waldrinne wo ich teilweise die Skier abgenommen habe und bin einfach auf dem Po "elegant" gerutscht. Das war eine tolle Gruppe und viele gute Entscheidungen wurden getroffen - zum Beispiel sind wir vorsichtig zurück runter vom Mitterkar (Lawinengefahr) und stattdessen in den Fluss im Talboden gehüpft (sehr erfrischend) und danach zu einem anderen Tal zum Skifahren gegangen, unterhalb von Gerlossee.

Mitte Februar schon haben sich die Schneerosen im Wald gezeigt. Frühling schon? Mit Peter bin ich dann auf den Hochbuchberg (1273 m) gewandert an dem einen Wochenende und dann an dem nächsten gab es etwas Schnee zum Skitouren auf Tannschwärze (1533 m). Es gab viel rauf und runter in der Wetter-Temperatur, denn am Wochenende darauf fing die Kirschblüte schon in Linz an - Ende Februar. Da sind wir zum Skigebiet Hinterstoder gefahren und haben sogar frischen Schnee oben am Berg außerhalb der Piste gefunden.

Sogar in Tirol waren die Berge nur oben am Gipfel weiß. Ich bin Anfang März dorthin mit dem Zug gereist, um Freunde zu besuchen. Da habe ich Lára & Pierre und die Zwillinge im Kletterzentrum treffen können, mein Doktoratkumpel Martin und seine Familie zu Hause besuchen können und Lára Hannesar in Schwaz auch noch besucht. Zu dieser Zeit gab es immer mehr Nachrichten angehend Covid, auch wenn das noch irgendwie so fern schien. Die Isländer hatten Leute in Ischgl vorgewarnt, diese hörten nicht zu und laut den Webseiten der im Sommer vorgesehenen Konferenzen - in Shanghai und Khon Kaen - war alles vor Ort geplant.

Ein paar Tage später war alles anders. Die Stimmung wurde ernst mit Bomber in der Luft und mehr Militär, von einem Tag auf den anderen wurde nicht mehr mit Umarmung oder Handschägen gegrüßt und alle fingen an ihre Bildschirme von der Arbeit nach Hause zu transportieren. Ich habe die Zugfahrt nach München ein paar Tage früher als geplant gemacht, so im Falle dass die Grenze zugemacht werden könnte. In München war es so ähnlich wie ein paar Tage früher in Linz: viele hunderte standen dicht nah beieinander in einem Zelt am Viktualienmarkt beim prosten und der Englische Park war voll mit Leuten. Ein paar Tage später war die Atmosphäre verändert, Leute am Klopapier horten und die Pasta-Regale im Supermarkt leer.

Mein Flug wurde immer wieder annuliert und es gab wenig Information, keiner hat auf meine Nachrichten oder Telefonrufe geantwortet. Letztendlich ist es meiner Mama gelungen, den Flug zu verändern, mit super viel Geduld "Sie sind nummer 53 an der Reihe...", sodass ich über London fliegen konnte. München-London war sparsam besetzt mit wenigsten 2 Meter zwischen Passagieren, während alles vollgepackt im zweiten Flug London-Keflavík war. Ich habe mich beschlossen, mich zu isolieren, so im Fall der Falle, und zum Glück bin ich nicht krank geworden.

Es war in der Isolation genug zu tun. Ein Kollege von mir ist nämlich zu dem Zeitpunkt in Vaterschaftsurlaub gegangen und ich habe sein Unterricht übernommen (alles über Zoom). Nach der Isolation bin ich viel in der Nachbarschaft spaziert, habe kleine Skitouren in Skálafell und Hengill mit Freunden gemacht und hatte eine Überraschungsfeier via Zoom an meinem Geburtstag. Es war auch eine gute Gelegenheit, um mich tief in die Daten für die Doktorarbeit zu setzen, Analysen wiederholt durchzuführen und so. An einem Wochenende bin ich Richtung Norden gefahren und war mit Freunden in Tröllaskagi auf leichten Skitouren gewesen in der Frühlingssonne.

Da es eigentlich verboten war, sich drinnen zu treffen, haben wir uns in der Freundegruppe eher draußen und in kleineren Gruppen getroffen. Es gab Picknicks, Bergwanderungen, Schnitzeljagd, Tagestoure zum Klettern und sowas. Ein meiner Neffen hat es geschafft ein schönes Fest mit der ganzen Familie zu machen wo er sein Abitur gefeiert hat, aber sonst waren Feste eigentlich alle aus. Nach langer Pause konnte im Sommer 2020 meine beste Freundin Guðný wieder mit auf Wanderungen kommen und wir sind mit ihrem Freund Valentin und Bergur ins Hochland nach Hveravellir gereist. Im Nachhinein habe ich festgestellt, dass ich nicht genug Urlaub im Jahr 2020 genommen habe. Die Hochlandreise war kurz und ansonsten war ich nur eine Woche im Urlaub im August, wo ich in den Nordwesten in Strandir mit ein paar Kletterkumpels klettern und die Umgebung erkunden war.

Im Herbst 2020 habe ich eine Fernunterrichtsstation im Schlafzimmer aufgebaut und mein Bett rüber zum Zimmer gezogen, wo früher meine Mitbewohner ihr Zimmer hatten - es schien irgendwie nicht so praktisch Mitbewohner zu haben, wenn immer ab und zu Unterricht dran war (das Haus ist sehr hellhörig) und Covid und überhaupt. Es war super wieder am Gymnasium zu unterrichten. Ich habe zwar nur eine Gruppe Schüler begleitet, damit ich nebenbei meine Doktorarbeit fertigen konnte, aber so wie es oft so ist, dann hat der Unterricht und die Unterrichtsplanung den größten Teil meiner Zeit gefressen - es ist ja nicht umsonst eine große Leidenschaft und Interesse von mir, neue Methoden und Aufgaben auszuprobieren sowohl im Fernunterricht als auch vor Ort (wenn das endlich mit Masken und 2-Meter-Abstand erlaubt wurde).  Dazwischen habe ich dann die Tage mit Doktorarbeit und verwandtem Schreiben gefüllt.

Es kamen immer mehr Erdbeben in Reykjanes und viele meiner Schüler haben große Erdbeben zum ersten mal während einer Mathe-Klausur erlebt. Diese Schüler besuchen eine internationale Linie und für viele von ihnen war es das erste Jahr wo sie in Island gelebt haben. Ich war neugierig und bin auf ein paar Wanderungen in der Reykjanes Umgebung gegangen, sowohl auf den Lavafeldern als auch auf den naheliegenden Bergen. Eine von diesen Wanderungen fand im März 2021 auf Fagradalsfjall statt und hat wahrscheinlich die Trolle geweckt, denn ein paar Tage später fing dort ein Vulkanausbruch an....

Anfang des Jahres 2021 bin ich mit meinem Cousin Ketill nach Akureyri ein Wochenende zum Skifahren gereist. Er hat das Skitouren schnell gelernt und öfters hat er es geschafft, mich in dem Frühjahr raus auf die Pisten zu bringen. Wir haben im Januar gefeiert wo ich den ersten vollständigen Entwurf meiner Doktorarbeit zu meinen Betreuern abgegeben habe und sofort am Tag nach dem Vulkanausbruch im März sind wir gemeinsam zum Vulkan gewandert.

Konferenzen, die im Sommer 2020 auf 2021 verschoben wurden, fanden alle im Internet statt. Es ist schwierig die Konzentration zu halten bei den langen Zoom-Treffen und die geschätzte Kritik gibt es kaum, weil Leute nicht in den Kaffeepausen quatschen können. Zum Glück habe ich ein sehr gutes Team in meinem Doktorkommittee gehabt und insbesondere Peter Liljedahl hat mir sehr gute konstruktive Kritik geben können, sodass ich die Doktorarbeit verbessern konnte und Anfang Juni endlich für die Bewerter abgeben. Es war auch wunderbar im September eine kleine Konferenz in Kopenhagen besuchen zu können - Kollegen wieder vor Ort zu treffen nach so einer langen Pause.

Nach der Abgabe meiner Doktorarbeit bin ich Richtung Nordwesten nach Ófeigsjörður in Strandir gefahren, um zum Wasserfall Drynjandi im Fluss Hvalá zu sehen. Eventuell wird es dort ein Wasserkraftwerk gebaut und dann wird der Wasserfall verschwinden. Es war eine schöne kurze Reies. Guðný hat einen kleinen Sohn Anfang April geboren und im Juni konnten die engsten Freunde zwischen Covid-Wellen, den kleinen Mann sehen. Ende Juni habe ich ein Buchkapitel zur Rezension abgegeben. Es wird hoffentlich in diesem Jahr herausgegeben werden, in einem Sammelband, das über die neuesten Entwicklungen zum Thema Benutzung von Technologie im Mahtematikunterricht handelt. Zur ähnlichen Zeit habe ich die erste Dosis (jetzt sind schon drei drin) Covid-Impfung bekommen. Man sieht mir so richtig an, wie müde ich zu diesem Zeitpunkt war! Ich habe auch leider komplett alle Regeln, die von Ruhezeiten handeln, gebrochen auf der Endspurt der Doktorarbeit und des Buchkapitels.

Im Juli kamen Yoann und Nora aus Dresden gereist und wir sind natürlich zum Vulkan gewandert und etwas im Hochland auch, soweit ich zwischen Arbeitstagen konnte. Es lief irgendwie nicht so gut, mein Arbeitstempo runterzubringen. Das hatte auch Konsequenzen, denn am ersten Tag meines Urlaubs habe ich einen schlechten Sturz beim Klettern und mein Rist (vom Fuß) gebrochen. Es hat einen Monat gedauert bevor es komplett klar wurde, dass es ein Bruch war, denn die Ärzte haben mir nicht geglaubt, meinten es wäre nur verdreht... Zum Glück hat meine Hausärztin mir geglaubt (sie war zuvor auf Urlaub). In Zukunft werde ich versuchen sowas wie ein CT-scan oder andere radiologische Tests fester zu fordern - es hätte echt schlimm ausgehen können.

Die Zeit wo der Fuß am schmerzhaftesten war, habe ich genutzt, um viel übers Klettern und die Olympia-Kletterer und Kletterinnen zu lesen, um auf die Fernsehsendung von den Olympischen Spielen in Tokyo vorzubereiten. Es war das erste mal wo Klettern bei den Olympischen Spielen war und mit Hjördís durften wir als Kommentatorinnen auf Isländisch die Finale beschreiben. Es hat superviel Spaß gemacht, neue Worte zu entwickeln, um das Speed (Toprope auf Zeit), Bouldern und den Vorstieg auf gutem Isländisch zu beschreiben. Als es dann endlich festgestellt wurde, dass mein Rist gebrochen war, war es sehr praktisch Freundinnen zu haben, die Eisklettern treiben und deren steifen Eiskletterstiefel ausleihen zu können, damit der Bruch stabil bleibt. Ein paar Wochen später habe ich dann eine Einlage für normale Schuhe bekommen, und bin damit nach Kopenhagen zur oben-genannten Konferenz gereist. Auf dem Heimweg habe ich einen kurzen Aufenthalt in Düsseldorf eingelegt, habe Freunde getroffen und das Kunstmuseum besucht.

Es war etwas mühsam ohne Klettern im Herbst - beim Klettern kann ich nämlich nicht mehr an die Arbeit denken, aber mit dem gebrochenen Rist durfte ich nur schwimmen und radfahren - zwei Aktivitäten wo man aber weiterhin über allesmögliche nachdenken kann. Um eine Gedankenpause vor meiner Doktorverteidigung einzulegen, habe ich beschlossen auf ein bisschen Risiko einzugehen (Covid...) und habe das Extreme Chill Festival besucht. Es ist ein kleines Festival für elektronische Musik und bei der Musik und den Visuals dazu kann man komplett ausschalten. Am Tag der Doktorverteidigung war es kalt und sonnig und schön. Alles ist gut gelaufen und meine Freunde, Familie und Kollegen haben gemeinsam geholfen damit ich abends diesen großen Anlass feiern konnte. Es war der Höhepunkt vom Jahr, mit Freunden, Familie und Kollegen zu feiern - lecker Essen, quatschen, tanzen bis in den Abend hinein (ich hatte steife Stiefel, um den Rist zu schützen) mit toller Musik unter Leitung von DJ Atli Kanill. Ich bin tatsächlich vier Tage nacheinander lachend (!) aufgewacht, so toll war das!

Weiter ging es mit Unterricht am Institut für Bildungswissenschaften an der Uni Islands und es gab auch einiges an Wochenenden, um die Routine zu verändern. Als erstes habe ich eine tolle Gelegenheit bekommen, in der letzten Minute mit beim Are we Ok? Musikstück von María Huld Markan und Tanzstück von Daniel Roberts in Harpa am Hafen mitzumachen. so ein schönes Stück das total mit dem Gebäude gespielt hat und viele Fragen über Natur und Umwelt erweckt hat. Als nächstes habe ich daran teilgenommen, den Baltic Way Mathematikwettbewerb zu organisieren mit Teilnehmern aus 11 Ländern. Das ist damit verbunden, dass ich die letzten 10 Jahre die lokalen Mathematikwettbewerbe für Gymnasiasten mitorganisiert habe. Dann als letztes war ein Treffen vom Nordic GeoGebra Network in Trondheim in Norwegen, mit Kollegen aus den Nordischen und Baltischen Ländern, genau die Gruppe mit der ich damals die ersten Schritte meiner Doktorarbeit gemacht habe. Sehr schön, sie alle wieder zu treffen, um unsere nächsten Abenteuer gemeinsam zu planen.

Das Jahr ging ruhig zu Ende. Es gibt wieder sehr viel Covid-Fälle in Island und somit waren alle große Familientreffen zu Weihnachten abgesagt. Ich habe ruhig mit meinen Eltern und Oma gefeiert und dann nur ein paar wenige zwischen Weihnachten und Neujahr getroffen. Zum Neujahr bin ich aufs Land, um die Feuerwerkverschmutzung zu vermeiden (es erweckt Asthma). Sehr gemütlich mit Guðný und ihrer Familie. Zum Schluss gibt es hier Links zu Fotos von den Jahren 2020 und 2021. Man sieht dort, dass meine Mama drei Pullover für mich während Covid gestrickt hat und dass ich recht oft hier in der Umgebung in Laugarnes am Meer entlang gelaufen bin.

Sonntag, 5. Januar 2020

Frohes 2020 !

Íslensk útgáfa hér // English version here // Das Jahr in Fotos

Das Jahr 2019 fing in Mosfellsbær mit Freunden an. Wir mussten alle Fenster geschlossen halten und teilweise Masken tragen, um die Verschmutzung von den Feuerwerken zu vermeiden. Es gab richtig furchtbare Luft"qualität" und eine graue Wolke lag über Reykjavík und Umgebung. Hoffentlich wird sich da was verändern in den kommenden Jahren.

Im Januar habe ich in Linz in Österreich gearbeitet und bin Anfang Februar dann mit der gesamten Arbeitsgruppe von meinem Zweitbetreuer Zsolt Lavicza nach Utrecht in den Niederlanden gereist, um an einer Konferenz teilzunehmen. Diese Konferenz hat mehrere kleinere Arbeitsgruppen, je mit eigenem Fokus und ich habe mein Projekt in einer Gruppe mit Fokus aufs Benutzen von Technik in der Lehre vorgestellt. Dort habe ich viele Kollegen wiedergesehen und auch viele neue Freunde kennengelernt. Es ist wirklich international, allein in der Linzer Gruppe kamen wir aus Brasilien, dem Iran, Island, Italien, Ungarn, Uruguay und Österreich. Da der Radius im Handgelenk nach einem Bruch noch am Heilen war, konnte ich diesmal während des Erasmus+ Aufenthaltes in Österreich weder Radeln, Klettern noch Skifahren. Immerhin hat mich dort eine Physiotherapeutin von 30-40° Bewegung bis auf wieder Yoga und Liegestützen machen können gebracht.

In Island zurückgekehrt konnte ich endlich wieder aufs Rad, in die Boulderhalle und in die Berge Skifahren gehen. Bin natürlich ruhig mit Ski gestartet; in Bláfjöll und Hengill, nah zu Reykjavík. Auch habe ich weiter die Routenbau-Abende für Mädchen und Frauen veranstaltet. Es macht Spaß mehr Bandbreite in die Routen zu kriegen, jede hat ihren eigenen Stil zum Entwickeln.

Nach einem Treffen mit der Schulleitung in Hamrahlíð haben wir entschieden, dass ich mein Doktorprojekt weiter im Winter 2019-2020 bearbeite und zu Ende bringe und erst danach wieder zum Unterrichten zurückkehre. Natürlich bleibe ich weiter mit meinen Kollegen dort in Kontakt und habe auch beim Unterrichtsentwicklungstag vorgetragen und ein Projekt von Diego Lieban vorgestellt, wo man das Spiel SET im Unterricht benutzt. Dies und anderes hab ich auch in Wales und hier und da in Island mit Lehrern in Weiterbildungs-Workshops vorgestellt.

Ostern 2019 bin ich in den Norden mit Geowissenschafts-Freunden auf die Trollpeninsula gefahren. Wir haben knapp fünf Tage auf der Heide in einer Hütte verbracht und jedes mal wenn das Wetter es erlaubt hat sind wir Skigefahren. Einfach geil. Unsere Rückkehr ins alltägliche Leben haben wir im Schwimmbad von Dalvík und im Café der Bakkabræður gefeiert.

Im Mai bin ich wieder nach Linz gereist, um ein Treffen dort mitzuveranstalten, das zwei Mal im Jahr stattfindet und sich um Neues in Bildung der MINT Fächer dreht. Wie immer in Linz habe ich intensiv gearbeitet und wäre eine Freundin nicht zu Besuch gekommen, hätte ich wahrscheinlich etwas zu viel gearbeitet. Anna war nur kurz da und wir sind mit den Kletterfexen (eine Gruppe von Leuten in Linz und Umgebung, die gemeinsam klettern) raus an die Felsen gereist für Sportklettern und Mehrseillängen in wunderschöner Umgebung. Klettern hilft sowohl mental als auch körperlich, um Konzentration bei der Arbeit zu behalten.

In Island war der Sommer wirklich unglaublich schön und deshalb einfacher als sonst etwas Wandern und Klettern in Abenden und Wochenenden zwischen Arbeit (Paperschreiben, Konferenzvorbereitungen und Vorbereitung auf eine Zwischenprüfung) zu schaffen. So bin ich zum ersten mal eine 5.7 (5a) in Gerðuberg W-Island traditionell vorgestiegen, eine 5.10a (6a) in Norðurfjörður NW-Island onsight begangen und habe eine neue 5.8 (5b) in Norðurfjörður mit Bohrhaken versehen, sauber gebürstet und erstbestiegen. Die Zwischenprüfung ist gut gelaufen und es war wirklich hilfreich die Arbeit soweit mit den beiden Professoren, die alles bewertet haben, zu diskutieren. Einer von ihnen, Peter Liljedahl aus Kanada, hat auch ein Workshop gegeben über Lehrmethoden, die das Denken unterstützen. Ich ziele darauf, meine Doktorarbeit in diesem Jahr (Frühling/Sommer) fertig zu schreiben.

Ende Juli bin ich kurz nach Essen gereist, um an einer Konferenz teilzunehmen. Es war eine Hitzewelle und daher sehr willkommen, dass der einzige klimatisierte Teil der Universität für die Konferenz gebucht war. Diese Konferenz war kleiner wie in Utrecht und bot daher eine bessere Gelegenheit, um mit erfahrenen Kollegen ins Gespräch zu kommen. Ein Freund von mir hat mir ein Dach übern Kopf angeboten und so konnten wir den Tag jeden Morgen gemütlich mit Frühstück am Balkon starten.

Mein Mitbewohner Ketill ist im Sommer ausgezogen, aber er wohnt nicht weit weg und wir sehen uns regelmäßig. Das Zimmer war auch nicht lange leer, weil Sara aus Spanien kurz danach eingezogen ist. Ende Juli/Anfang August is ein langes Wochenende in Island und da bin ich mit Freunden und deren Freunden ins Hochland gereist nach Hveravellir. Wir hatten prima Wetter, aber es war etwas krass zu sehen wie großen Unterschied 5 Jahre machen für die Gletscher (bin das letzte mal in dieser Gegend 5 Jahren zuvor gewesen). Im August kamen Gäste aus Linz, die auch Glück mit dem Wetter haben. Einer davon ist auf eine Kletterreise gekommen und ich fand es wirklich unglaublich, dass man tatsächlich nach Island für eine Woche reisen kann und nur Schönwetter jeden Tag erleben - das hätte ich nie vorsehen können.

Im Herbst habe ich fleißig mit Lehrern gearbeitet, die letzten Interview-Daten für mein Doktorprojekt gesammelt, eine Konferenz für den Isländischen Mathematikerverein mitveranstaltet und bin nach Estonien für eine Nordic and Baltic GeoGebra Network Konferenz in Tartu gereist. Mein Doktorprojekt stammt aus diesem Lehrer/Forscher-Zusammenarbeits-Netzwerk.

Meine Mama ist in diesem Jahr 70 Jahre alt geworden und ist mit Papa und einem 7-jährigen Enkelkind (Sohn meiner Schwester) aufs Lande im Südosten gereist, rund um den Geburtstag. Meine Eltern unterstützen mich regelmäßig mit Abendessen-Einladungen, leihen mir ihr Auto aus (u.A. für Kletterreisen) und haben auf mich aufgepasst nach einer Operation im Oktober, wo das Metall und die Schrauben aus meinem Handgelenk rausgemacht wurden (bin kein Cyborg mehr!). Ich habe die offizielle Physiotherapie hinter mir und kann seit Anfang Dezember wieder alles machen. Langsam wird es fast wie vor dem Unfall (das Ende 2018 stattfand).

Das war´s! So grob gesehen zumindest. Sicher habe ich etwas vergessen und das kann man dann teilweise in den Photos von dem Jahr sehen.

Ich wünsche Euch ein Frohes und Gesundes Neues Jahr! Vielen Dank für 2019 und hoffentlich sehen wir uns im neuen 2020 Jahr :-)