Sonntag, 6. Februar 2011

Nicht nur Krawall im Kiez...

... sondern auch Dreharbeiten:

Mittwoch, 2. Februar 2011

Eine singende Teekanne und andere Geschichten in einer umgekehrter Reihenfolge

Die letzten Wochen gab es viel zu tun auf Arbeit. Im Sommersemester werde ich eine Gruppe hochbegabter Jugendlicher unterrichten und daher fange ich schon an, ein bisschen zu vorbereiten. Die Gruppe habe ich jetzt im Januar kennen gelernt und sie sind super nett, also freue ich mich sehr drauf sie zu betreuen. Hinzu kommt, dass es recht viel in dem Mathematik Anders Machen Projekt los ist.

Meine Straße am Montagmorgen

Montagmorgen sah es so aus als ob hätte jemand eine Spraydose genommen und alles mit Frostkristallen gesprüht. Irgendwie hatte ich dann den ganzen Tag lang lauter Weihnachtslieder als Ohrwürme...

Aussicht von der Arbeit am Montagmorgen

Am Sonntagmorgen habe ich Bryndís und Henning besucht und bei ihnen zu Hause gemütlich Brunch gegessen. Sie sind vor zwei Monaten nach Berlin aus Kiel umgezogen - freu, freu - und wir haben uns dann jetzt wieder nach drei Jahren getroffen!

S-Bahnhof Messe/ICC am Sonntagmorgen

Nach dem Brunchen bin ich in den Baumarkt gegangen, um Duschvorhangslösungen zu suchen. Unser Badezimmer ist so komisch, dass irgendwie keine Stange oder Eisendraht da reinpasst. Das Resultat sieht aus wie ein halber Schirm an die Wand gebaut. Als ich bereit mit der Bohrmaschine da stand hat zwar Eva plötzlich Bedenken bekommen, dass wir die Nachbarn stören, aaaber es hat wirklich nicht lange gedauert und zum Glück ist anscheinend niemand gestört worden.

Die Duschvorhange ist kunterbunt

Eva hat eine Glasteekanne, die ich oft geliehen habe. Immer bekomme ich aber Angst, diese zu brechen und daher habe ich mich entschieden eine Teekanne aus Ton zu kaufen. Sie ist so lustig! Wenn ich heißes Wasser in sie tue fängt sie an zu singen und beim rausgießen biegt der Tee immer 45° nach links. Wahrscheinlich ist sie etwas fehlerhaft, aber ich mag die singenden Nebeneffekte!

Berliner Messe / ICC - echt riesig

Meine Arbeitskollegin, Katharina, kennt so viele tolle Bücher und kann mir ohne Ende Literaturhinweise geben. Manchmal sind die Bücher schwer zu finden und deshalb war ich sehr froh als ich das erste Band von Freudenthals "Mathematik als pädagogische Aufgabe" für kleine 20 Euro in einer Antiquariat-Datenbank gefunden habe. Es stellte sich dann raus, dass Katharina irgendwann mal das zweite Band sich zugelegt hatte und dann aber später die beiden Bänder gefunden hatte. Also hatte sie zwei Stück vom zweiten Band.

Island-Urlaub im Zug

Katharinas Kinder sind bissl krank gewesen und der Arzt meinte, sie müsste ihnen etwas Vitamine D geben und so haben wir jetzt einen tollen Tausch gemacht: sie kriegt isländischen Lebertran für die Kinder (ist lecker, wirklich!) und ich das zweite Band vom Freudenthal. Sehr gut, nicht wahr? Hinzu werde ich dann ihre Doktorarbeit Probelesen. Es wird aber komisch sein, wenn sie fertig ist und weggeht!

Schöne Fenster im Hauptgebäude der Humboldt-Universität

Letzten Samstag war das Wetter wunderschön. Da wär ich mal so gern im Wald spazieren gegangen. Aber vom Wetter weiß man ja nie lange voraus und ich hatte mich halt irgendwann im November für einen Workshop "Promotion als Projekt" angemeldet und bin dann auch natürlich hingegangen. Es stellte sich aus ein richtig schönes Workshop zu sein mit guten Übungen, Tipps und Diskussionen und ich denke, jetzt habe ich wirklich einen besseren Überblick bekommen.

Alpenfreunde bei der Grünen Woche

Jetzt haben wir Fotos vom Workshop uns zugeschickt bekommen, aber der Link ist versteckt und man darf die Fotos nicht zeigen, da sich so mancher Deutsche etwas Sorgen über Datenschutz macht. Ach, komm! Naja. Ein klares Beispiel für Kulturunterschiede, oder?

Deutsche Kultur ist viel mehr als nur Bier

Die letzten Morgen habe ich eine Zeitschrift beim Frühstücken gelesen, die zenith heißt. Sie handelt vom Orient und ich finde sie gut. Als ich damals meine Diplomarbeit geschrieben habe, habe ich so manch ein Artikel im Internet von zenith-online gelesen, weil ich ja etwas verfolgen wollte, was bei meinen Freunden aus dem Iran, dem Irak und aus Palestinien zu Hause los sei. Es ist aber irgendwie schöner die Artikel so auf Papier zu haben. Man bekommt zwar die Nachrichten zeitnaher im Internet, aber so zum Lesen, dann mag ich Papier lieber.

Schön grün - Grüne Woche

Mein Kumpel vom Verein Isländer in Berlin hat zwei Freikarten für Grüne Woche, eine riesengroße Essen- und Landwirtschaftsmesse, bekommen und hat mich eingeladen am Freitag mitzukommen. Hilfe, wie RIESIG kann so ein Ding denn sein? Wir sind knapp sieben Stunden durch und zwischen Hallen gelaufen und haben trotzdem nicht alles geschafft. Es hat richtig viel Spaß gemacht und wir haben total leckere Sachen probieren können. Am leckersten war eine gegrillte Ente aus Polen, aber die schwedische Auster und der geräucherte Polar-Heilbutt waren auch etwas, was man spät vergisst.

Eine tolle Big-Band aus Brandenburg

Letzte Woche habe ich einen georgischen Freund von mir getroffen, der Archeologe ist. Er sieht die Welt wie eine sich ständig wiederholende Geschichte und verbindet auch seine Leute immer mit Personen aus der Geschichte. Als ich ihn beim DAAD Stipendiatentreffen vor drei Jahren kennen gelernt habe hat er mir viel von Troja erzählt, wo er an einer Ausgrabung teilgenommen hatte. In seinen Augen ist seine Freundin auch nichts anderes als Elena aus Troja. Damals wollte er mir nicht verraten mit welcher Person er mich verbindet, da er dachte, ich würde böse werden!

Sie kommt aus einem Nachbarland von Georgien

Jetzt forscht Levan in Tbilisi und kommt ein mal pro Jahr nach Berlin, um seine Betreuer zu treffen. Wir haben uns irgendwo zwischen Tempelhof und Neukölln getroffen und wollten in ein Café, aber konnten lange Zeit keines finden. Auf dem Weg redeten wir über Humor und wie Ironie unterschiedlichen Wert in verschiedenen Kulturen hat. Da hat er mich versprechen lassen, dass ich nicht böse werde und es endlich verraten: *Trommelgeräusch* Pippi Langstrumpf! Haha, da musste ich super viel lachen, nie hätte ich das raten können! Ich hatte ja keine Ahnung, dass da auch Personen aus der Literatur mit in der Galerie steckten... lustig, lustig!

Eisbär mit Frau B. Langstrumpf

Früher am selben Tag gab es eine Verleihung des Dissertationspreises in Adlershof (wo ich arbeite). Es gab drei Kandidaten, die hervorragende Arbeiten geschrieben haben und jetzt 15 Minuten Zeit hatten, diese der Öffentlichkeit möglichst verständlich zu präsentieren. Die Jury wollte dann einen als Preisträger nennen und mit 3000 Euro belohnen, aber für die Anderen gab es dann je 300 Euro.

Ehrlich gesagt fand ich das ein bisschen komisch. Sie hatten ja alle so supertolle Arbeiten geschrieben! Zur Auswahl gab es zwei Physiker und eine Mathematikerin. Einer der beiden Physiker hatte den schönsten Performance und auch den Preis gewonnen. Er hat das sehr gut verdient. Ich fand aber, dass die Mathematikerin es auch hätte sehr gut verdienen können. Es war wirklich schwierig zu unterscheiden, denn sie hat die schwierige Aufgabe; total abstrakte Mathematik der Öffentlichkeit zu erklären, einfach hervorragend gelöst. Experimente kann man nämlich meist mit Bildern erklären, aber sie musste sich wirklich anstrengen, um das einigermaßen anschaulich zu machen. Da hätte man wirklich jedem von Beiden 1500 Euro geben können, meiner Meinung nach.

Wenn der Schnee schmilzt, taucht die Hundekacke auf...

Insgesamt war es irgendwie ein komisches Konzept und hat mich ein wenig an Schönheitswettbewerben erinnert. Charme und Geschmack entscheidet am Ende und nicht die Exellenz der Arbeit. Aber vielleicht muss man dann diesen Preis einfach so umformulieren. Weitere Sachen haben mich noch gewundert: Niemals hat eine weibliche Kandidatin den Dissertationspreis gewonnen, es gab keine Frau in der Jury, ... ach ja, ich könnte wohl weiter aufzählen...

Alles Wurst!

Nicht so zu verstehen, dass eine Frau den Preis kriegen solle nur auf Grund ihres Geschlechtes. Gar nicht. Ich finde es nur unwahrscheinlich das all diese Jahre immer ein männlicher Kandidat die besten Arbeiten geschrieben haben (sollen). Die Preisverleihung fand im Schrödinger-Zentrum statt. Unweit davon ist das Lise-Meitner Haus, benannt nach Lise Meitner, die beim Max Planck studierte und mit Otto Hahn arbeitete. Viele meinen, sie hätte den Nobelpreis auch verdient und mit Otto Hahn zusammen bekommen sollen, im Jahr 1944 als er den Nobelpreis bekommen hat. Ihre Arbeitskonditionen: Sie musste durch eine Hintertür reinschleichen und hat ohne Gehalt arbeiten müssen - nur deswegen, dass sie nicht männlich war.

Hinterhof

Anfang letzter Woche bin ich mit einer Freundin in Kreuzberg schwimmen gegangen. Direkt zwischen unseren Bezirken, Neukölln und Friedrichshain. Da ich ein bisschen spät war, habe ich meinen Weg verkürzen wollen und bin durch kleine Gässchen gefahren. Bis ich dann an einem Park landete. In der Ferne sah ich einen Radler durchfahren und auch wenn der Park nicht sehr gut beleuchtet war bin ich dann auch da durch.

Llama!

Im Park habe ich dann aber eingesehen, dass es keine gute Idee war durch diesen Park nach der Dämmerung durchzufahren. Verkäufer von Drogen und eigenen Körpern standen in jeder Ecke da und die anderen waren wohl die Kunden. Uffff. Bin ultraschnell durchgefahren und werde da wirklich lieber einen Umweg machen, wenn ich da später wieder Abends durch muss. Im Schwimmbad war es aber nett und die Vereinsleute haben uns sogar eine Bahn freigeräumt, damit wir schön in Kreise schwimmen konnten.

Sonnenschein in Durlach bei Karlsruhe

Am Wochenende davor bin ich nach Karlsruhe gefahren. Etwa fünf Stunden dauert es mit dem Zug, aber ich hatte Musik und Buch und auch ist es nicht jeden Tag, dass die Pélagie Viertelhundert Jahre Geburtstag hat. All unsere französischen Freunde waren da, ihre Eltern und weitere Freunde von weit und kurz angereist, um mitfeiern zu können. Ihr könnt euch leicht vorstellen, dass es Spaß gemacht hat! Ehrlich gesagt habe ich auch wenig von Karlsruhe gesehen und die meiste Zeit in der Küche und mit Freunden gemütlich beim Essen und Quatschen verbracht.

Geburtstagskind umarmt von guten Gästen

Obwohl. Wir haben es geschafft zwei mal den Turmberg in Durlach hoch zu laufen und über die Stadt zu schauen - wichtig ein bisschen Bewegung zwischen Gerichten einzuführen! Mein französischer Wortschatz ist größer geworden auch wenn er sich weiterhin auf Wörter de cuisine français begrenzt. Mir zu einer großen Freude gab es auch eine Gelegenheit Skandinavisch zu üben, denn Pierre hatte vor fünf Jahren ein Austauschsemester in Schweden verbracht und sprach noch so schön Schwedisch! Echt zu bewundern.

Pierre in der Küche

Bevor ich nach Karlsruhe losmachte gab es ein Doktorandentreffen in der Mathematikdidaktik. Zwei Studenten haben ihre Projekte vorgestellt und ein Professor hat über Methoden vorgetragen. Es ist etwas schwierig für mich, dass es da so krass mit Kritik umgegangen wird. Ich habe das Gefühl, dass man mit der aufbauenden Kritik in den nordischen Ländern mehr erreicht als solcher runterreißenden Kritik wie sie es da zu hören gab. Das letzte mal beim Doktorandentreffen musste Swetlana lange mit mir reden bevor ich wieder ruhig wurde, da ich so schockiert war. Diesmal war der Frank zum ersten Mal dabei und genau so schockiert wie ich damals. Ohje. Vielleicht ist das auch nicht so üblich hier und begrenzt sich nur auf die Methoden dieses Professoren. Kritik finde ich super und oft hat er den Punkt getroffen. Ich denke aber, dass man vieles auch gut und gerne ohne Schocktherapie erreichen kann!

Vom Doktorandentreffen

Am Abend vor dem Doktorandentreffen gab es eine Podiumsdiskussion zum Thema Quer- und Seiteneinsteiger ins Lehrerjob. Die Frage lautete, ob dies positiv oder negativ anzusehen wäre. Hier muss man nämlich auf Lehramt mit zwei Schwerpunktfächern studieren, um im Gymnasium unterrichten zu dürfen. Eigentlich drehten sich die Diskussionen um ein System ähnlich wie das, was bei uns in Island total normal ist. Das heißt, Leute, die ihr Studium fertig haben und sich danach entscheiden, Lehrer zu werden.

Joël guckt nach oben aufm Weg vom Turmberg runter

Eigentlich finde ich unser System gut. Man hat ja allmögliche Erfahrungen aus Sommerjobs gesammelt und lernt das eine Fach supergut kennen, was man studiert - bevor man dann mit dem Aufbaustudium der Didaktik des Faches anfängt. Leider gibt es keinen so einen Aufbaustdudiengang der Didaktik hier und meistens müssen auch die Lehrer zwei Fächer unterrichten können.

Wenn man genau hinschaut sieht man eine bunte Kuh aufm Dach der Garage

Es gab tolle Diskussionen und ich habe mich ein bisschen reingemischt. Pouha. Langsam lerne ich, mir ein paar Punkte aufzuschreiben bevor ich losrede, aber trotzdem gehen die Worte etwas durcheinander wenn ich dann mein Mund öffne. Mit der Zeit wird das wohl besser und ich passe mich auch langsam an die Diskussionstradition, die es hier gibt. Sie ist nämlich ziemlich von dem isländischen Chaos unterschieden.

Ein Gebäude in Durlach

Stattdessen, dass jeder seine Meinung laut schreit und niemandem anderen zuhört, sogar nicht auf Fragen antworte gibt sondern einfach über dies und das rede und rund um die Sachen gehe (wie man so oft in Island sieht), dann sind die Diskussionen hier meist recht gut moderiert, objektiv und die Leute hören einander zu - gehen sogar darauf ein was die anderen gesagt haben. Oft kommt raus, dass sich grundsätzlich alle einig sind, auch wenn die Wege zum Ziel sich unterscheiden. Nicht alle sehen dieselben Probleme (in Island wäre das: Nicht alle sehen dieselben Lösungen). Nun, oder alle sind sich eben nicht einig, aber trotzdem hat jeder seine Perspektive erweitert und versteht jetzt besser warum die anderen dieser oder anderen Meinung sind.

Zum Turmberg hoch gab es auch eine Bergbahn

Um mich an dieser Diskussionskultur anzupassen muss ich mich wirklich beherrschen, nicht einzugreifen/überholen, immer Notizen zu schreiben, schnell Stellung nehmen können und dann später im Gespräch darauf eingehen. Natürlich ist hier nicht alles besser und sicherlich gibt es hier auch solche Diskussionen wie in Island wo keiner dem anderen zuhört, aber bei so mancher Diskussionsrunde hier habe ich trotzdem sehr schöne Sachen verfolgen können. Es fehlt hauptsächlich an Gleichberechtigung von Männer und Frauen. Da ist man hier, meiner Meinung nach, weit hinter uns in Island. Den Männern wird lieber zugehört und die Frauen kommen seltener zum Wort (es kommt jedoch auf die jeweiligen Moderatoren an). Doch gibt es hier, wie bei uns, häufig die Tendenz, dass Frauen direkt kritisiert werden und dann nicht nur wegen ihren Meinungen sondern auch eigentlich persönlich - und das geschieht kaum bei den Männern. Ach ja, es gibt noch viel zu verändern!

Aussicht über Karlsruhe vom Turmberg in Durlach

Hui, so viel Text auf ein mal! Die Fotos sollten es ein bisschen auflockern und hoffentlich vergeht nicht wieder so lange Zeit zwischen Blogberichten.